Sonntag, 13. September 2009

Reduzierte Friseurausbildung als Lösung


Die reduzierte Friseurausbildung ist meiner Meinung nach ein sehr guter Ansatz zur Lösung des Fachkräftemangels. Ich habe im Laufe meiner Ausbildungstätigkeit oft erlebt, dass sich Auszubildende für manche Arbeiten einfach nicht erwärmen konnten. Es geht mir ja selber so. Ich mag die Tätigkeit Haare färben und Folien setzen nicht, habe es noch nie gemocht. Haare schneiden und Langhaar stecken – ja, das war mein Ding. Als Färber wäre ich die totale Fehlbesetzung gewesen, diejenige, der mit dem Tennisschläger in der Hand auf dem Fußballplatz steht.

Anstatt Positionen mit Gewalt zu verteidigen und die eventuell zu erwartenden Schwierigkeiten zu diskutieren bevor sie auftreten, wäre es erfrischend, wenn die Lösung des Qualitätsproblems bei der Friseurausbildung mit etwas mehr Experimentierfreudigkeit gehandhabt würde. Die Verteidiger des bestehenden Systems wissen genauso wenig wie die Erneuerer, ob der eingeschlagene Weg auf die Dauer der richtige ist. Die Änderungen von Bestehendem hat einen Nachteil: man kennt den Ausgang nicht. Umstände und Situationen entwickeln sich mit den Parametern der fortlaufenden Veränderung - wie im richtigen Leben.

Es schadet natürlich nicht, wenn die Ausbildung breit aufgestellt wird. Aber was nützt Wissen über Haarersatzteile, wenn der Salon gar keine Haarersatzteile anbietet? Was nützt Wissen um Haarverlängerung, wenn das Unternehmen seine Kernkompetenz nicht in dieser Dienstleistung sieht? Warum Kosmetik, wenn das im Salon gar nicht angeboten wird? Es wäre doch sinnvoll, alle Haar-Dienstleistungen so intensiv wie möglich auszubilden: Haarschnitt, Haarfarbe in Theorie und Praxis, Strähnen, Styling und Finish, Verkauf und nicht zuletzt die notwendige Sozialkompetenz im Umgang mit Kunden. Das ist die eine Seite der Qualifikationsmedaille, die andere heißt Stärkung der Ausbilderqualifizierung, denn wenn alles möglichst massentauglich und nivelliert weiter laufen soll, ändert sich nichts wesentliches..

Wenn Mitarbeiter beim Wechsel in einen anderen Salon zusätzliches Können brauchen, werden sie vom neuen Unternehmen darin speziell geschult. Kein Friseurunternehmer in Deutschland wird sich auf das in der Berufsschule vermittelte Fachwissen verlassen.


Die Welt der Färbespezialisten
Obwohl Haare schneiden die Friseurdienstleistung schlechthin ist, fühlen sich viele Azubis damit gar nicht wohl. Sie färben lieber. Warum soll ein solches Haarfärbetalent keine Chance auf einen gut bezahlten Job bekommen? Mit einem hauptamtlichen Färber lässt es sich sehr entspannt arbeiten, lassen sich viele Entscheidungen delegieren: Farbregalpflege, Bestellung, interne Schulung, Ausbildung im Farbbereich, Assistenzausbildung für interessierte neue Azubis. Farbrtrainer/in wäre darüber hinaus eine tolle Karrierechance. Ausbildung hierzu gibt es bei Aveda, WELLA, L'Oreal und bei wahrscheinlich jedem anderen Friseur-Weiterbildungsinstitut in Deutschland.
Beauftragen Sie den Farbspezialisten mit der Entwicklung neuer Farbservices in Ihrem Salon, zum Beispiel schnelle Techniken für Menschen mit wenig Zeit. Schnell in der Durchführung, wenig Zeitaufwand, wenig Wareneinsatz, viel Rendite. Farbkorrektur ist ein großes Thema: der „Haarfarbendoktor“ bringt verfärbte Haare wieder in Ordnung. Oder helfen Sie Ihren Kunden mit dem „Projekt Naturfarbe“ beim auswachsen lassen der Haarfarbe: Strähnen in der Übergangsphase, Scheitelfarbe, später dann Strähnen oder Glossings. Services für Ansatzfarbe und Ansatzsträhnen als Überbrückung bis zum nächsten Vollservice werden gerne genommen. Bieten Sie kundenorientierte Services an, die beim einzelnen Besuch Geld sparen, dafür den Besuchsrhythmus erhöhen. Der Haarfärbespezialist sollte auch für die detaillierte Führung der Kundenblätter verantwortlich sein. Auf der Basis genauer Notizen können weiterführende Dienstleistungangebote erstellt werden. Das suggeriert Kunden Kompetenz, sie fühlen sich gut betreut.
Das Marketing kann Aktionen wie die „Projekt Naturfarbe“ mit Halbjahres- oder Jahresflatrates unterstützen.

Die Welt der Styling- und Visagistik Spezialisten
Wenn der Chef, die Meisterin oder die Altgesellin keine Zeit hat und eine Kundin eine Hochsteckfrisur braucht, wird sie weg geschickt. Wenn dazu noch ein Make-up gebraucht wird, ist vollends Schicht im Schacht. So sieht das in der Regel in vielen Salons aus. Das ist wirklich schade! Die Spezialisierung eines zusätzlichen Teammitglieds auf Styling und Visagistik lohnt sich schon aus Imagegründen. Ein „kleines Make-up“ nach dem Haarschnitt, die Make-up Beratung zum Ball, zur Hochzeit oder einfach nur für die optimale Unterstützung des Typs – das bringt noch mehr Image und zusätzlichen Umsatz.
Thema Abschussball: mit Tanzschulen am Ort Kooperationen eingehen. Die Mädels brauchen eine Hochsteckfrisur, ein festliches Styling, und ein dezentes Make-up . Zeigen Sie mit einer kleinen Frisurenshow was möglich ist. Das Marketing unterstützt die Aktion mit einem Sonderpreis.
Styling- und Visagistik-Service bei Bällen bietet sich als Marketingplattform an. Die im Laufe des Abends auftretenden Auflösungserscheinungen der Besucherinnen sind eine wahre Fundgrube für Neukundenkontakte.
Spezialisten ermöglichen professionellen Hochzeits-Service. Kooperationen mit Floristen, Brautmodegeschäften und ortsansässigen Fotografen liegen auf der Hand. Über Agenturen kommen Sie an Autos, Pferdekutschen, Heißluftballons, Helikopter, Boote. Eine Vermittlungsgebühr wird immer eingeräumt, und wieder steigt das Image und der Umsatz.
Langhaar und festliche Anlässe bieten eine gute Gelegenheit für den Verkauf mit Haarschmuck. Spezialisten können regelmäßige Workshops für Kunden geben. Sie können mit Glätt-, Krepp- und Lockeneisen umgehen und daraus neue Einsatzmöglichkeiten schaffen. Schwupps, den Verkauf angekurbelt!
Langes Haar, Styling, Hochstecken, Visagistik – die Themen lassen sich hervorragend an die Presse „verkaufen“. Vorher / nachher Fotos machen deutlich, was das Tuning bringen kann. Kooperationen mit Fotografen für die Erstellung von tollen Familienbildern kommen immer gut an.
Spezialisten wissen viel und haben viel Erfahrung, die sie wiederum fürs Mitarbeitertraining prädestinieren. Wer was weiß und kann ist stolz darauf, sein Wissen weitergeben zu können. So schließt sich der Kreislauf der Motivation.

Ich bin nicht der Meinung, dass Spezialisten nur in den Salon arbeiten können, in denen sie ausgebildet wurden. Natürlich ist der Markt momentan klein, das liegt aber daran, dass es noch nicht genügend Spezialisten gibt. Wenn die breit gestreute Spezialistenausbildung beginnt, gibt es auch den Stellenmarkt dazu.

Kontakt: Peter Gress

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Peter Gress


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