Mittwoch, 5. Mai 2010

Private duale Ausbildung

Die Schülerzahlen sinken, ganz besonders in den Hauptschulen, dem traditionellen Bewerberpool für das Friseurhandwerk. Werkrealschulen sollen die höheren Bildungsabschlüsse fördern, da muss ich mir als Ausbilder schnell etwas einfallen lassen, bevor mit der Mangel den Zugriff verwehrt. Mein Ziel ist der direkte Kontakt zu den Jugendlichen in der Schule. Dieses Ziel konnte ich über meine Trainertätigkeit für die Wirtschaftjunioren Esslingen erreichen.

Der erste Schritt

Das Programm „Stufen zum Erfolg“ wird von Mitgliedern der Wirtschaftjunioren und des Förderkreises in den Hauptschulen des Landkreises, mit Schwerpunkt in Esslingen, durchgeführt. Die Schüler der achten Klasse erhalten in zwei Doppelstunden einen Einblick in die Geschäftswelt: wie verhalte ich mich bei der persönliche Vorstellung; wie gestalte ich eine aussagekräftige Bewerbung; mit welchen ungewohnten Situationen werde ich konfrontiert. Als Geschäftsmann und Ausbilder habe ich so nicht nur die Möglichkeit, einen unmittelbaren Einblick in die Schulen zu bekommen und mich mit Lehrern zu unterhalten, sondern auch Interessenten für ein Praktikum und in der Folge für eine Friseurausbildung zu gewinnen. Trotzdem darf ich die höheren Schulabschlüssler nicht aus den Augen verlieren.

Der zweite Schritt

Damit unser Friseurbetrieb in der bestehenden Größe über dem Durchschnitt liegenden, qualifizierten Nachwuchs bekommt, muss ich auch Realschüler und handwerklich orientierte Gymnasiasten ansprechen können. Dazu brauche ich ein hochwertiges Ausbildungsangebot, das Karrieremöglichkeiten in den betriebswirtschaftlichen Bereich hinein bietet. Damit ich dieses Angebot glaubwürdig vertreten kann, muss ich administrative und organisatorische Bereiche neu aufstellen. Der wichtigste Punkt: die Ausbildungsinhalte müssen sich im realen Betriebsablauf wiederfinden. Das sind meine Hausaufgaben als Unternehmer.

Staatliches duales System

Die Berufsschule als berufsbegleitende Maßnahme hat seit längerer Zeit ihre Berechtigung verloren. Man versucht zumeist nicht sonderlich motivierten Jugendlichen, das in der Hauptschule nur lückenhaft erlernte Basis-Schulwissen auf Kosten der ausbildenden Unternehmen nachzubilden. Das Niveau wird zwangsläufig nach unten nivelliert, der Notendurchschnitt darf schließlich nicht ganz unterirdisch ausfallen. 70 Prozent der auf diese Weise schulisch und betrieblich ausgebildeten Auszubildenden sind nach spätestens fünf Jahren nicht mehr im Friseurbereich tätig, weil sie nicht in der Lage sind, ihren Lebensunterhalt mit qualitativ hochwertiger handwerklichen Arbeit zu verdienen, geschweige denn warten sie mit akzeptablen sozialen Kompetenzen auf. Eine detaillierte Analyse dieser Aussage führt an dieser Stelle zu weit; in anderen Blogbeiträge habe ich das Thema schon ausführlich thematisiert. Außerdem ist der staatliche Aufbau nicht logisch, da die Azubis in jedem Ausbildungsjahr die gleiche Anzahl an Stunden in die Schule müssen.

Das private duale System

Im Grunde genommen muss die schulische Wissensvermittlung im ersten Ausbildungsjahr am intensivste sein, im zweiten soll sich das Wissen durch Unterstützung festigen und im dritten Jahr müssen die Auszubildenden die meiste Zeit im Unternehmen sein, damit diese die Chance erhalten, ihre Investition in die Ausbildung zu refinanzieren. Genau hier setzt das private duale System an. Wie aber läuft das ausbildungsrechtlich ab?

Im privaten dualen System befinden sich die Jugendlichen nicht in einem herkömmlichen, dem deutschen Handwerksrecht unterliegenden, Ausbildungsvertrag. Trotzdem haben sie Rechtssicherheit und bekommen einen gültigen Abschluss, allerdings hochwertiger, weil auf europäischer Ebene angesiedelt. Die jungen Leute sind keine Lehrlinge, sie werden zum Hair & Beauty-Stylisten ausgebildet, den sie mit dem europäischen Gesellenbrief durch Prüfung vor einer Jury abschließen. Der berechtigt sie unmittelbar im Anschluss an die Ausbildung - nach Absolvierung der notwendigen Vorbereitungskurse - zur Ablegung der Meisterprüfung vor jeder deutschen Handwerkskammerjury. Wer die Prüfung für den europäischen Gesellenbrief nicht machen möchte, absolviert eine zweijährige Wartezeit bis zum Beginn des Meistervorbereitungskurses. In jedem Fall aber wird die Ausbildung mit Brief und Siegel bestätigt und ist uneingeschränkt gültig.

Was bringt der europäische Gesellenbrief?

Wer sich für den Beruf interessiert, aber selbst nicht als Friseur arbeiten will, sondern eine rein unternehmerisch ausgelegt Karriere im Friseurgewerbe anstrebt, kann durch den europäischen Gesellenbrief viel Zeit sparen. Die anschließende Meisterprüfung vorausgesetzt können sich Interessenten zum Betriebswirt des Handwerks weiterbilden. Damit sind sie für Führungspositionen prädestiniert und können aktiv an der Umgestaltung der deutschen Friseurszene mitwirken.

Ablauf des privaten dualen Systems

Im ersten Ausbildungsjahr sind die Jugendlichen 4x4 Wochen zur theoretischen und praktischen Ausbildung in der kooperierenden Privatakademie. Begleitend zur Ausbildung im Salon lernen sie in dieser Zeit die wichtigsten Grundlagen, die sie befähigen, vom ersten Tag an hochwertige Dienstleistungen an Kunden auszuführen.
Im zweiten Jahr beträgt die Aufenthaltsdauer in der Akademie 2x4 Wochen, und im dritten Jahr, wann sie voll einsetzbar sind und selbstständig an Kunden arbeiten können, sind sie bis auf fünf Wochen die ganze Zeit im Betrieb. Das ist unternehmensorientierter Einsatz, der den jungen Menschen Bestätigung und Motivation, sowie dem Unternehmen die Chance gibt, die Ausbildung hoch qualifizierter Fachkräfte zu finanzieren.

Vorteile für das ausbildende Unternehmen

Unser Ausbildungspartner Pivot Point blickt auf eine über 50-jährige Erfahrung in der Aus- und Weiterbildung zurück. Effektive Lernprogramme für alle Dienstleistungsbereiche sorgen für eine schnelle und direkte Wissensvermittlung durch höchst qualifizierte Ausbilder. Der Leistungsstand der Lernenden wird durch Tests laufend überprüft, damit Schwachstellen erkannt und sofort ausgeräumt werden können. Die Jugendlichen kommen so schon von Beginn ihrer Ausbildung an mit zielgerichtetem arbeiten und der Erfüllung klarer Vorgaben in Berührung.

Willkommen bei TalentBooster!

Konstruktive Feedbacks werden gerne gehört.

Peter Gress


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