Mittwoch, 13. Mai 2009

Karriereperspektiven als Friseur oder doch bloß Putzamsel und Turbo-Lavamat?



Rund 40.000 Auszubildende arbeiten im deutschen Friseurhandwerk, die Gesamtbeschäftigungszahl beträgt rund 250.000 Mitarbeiter in rund 76.000 Friseurunternehmen. Der offizielle Gesamtumsatz der Branche liegt mit etwas über fünf Milliarden Euro deutlich niedriger als die Schattenarbeitsumsätze - Schwarzarbeit und andere steuerfreie Umsätze eingerechnet - mit sechs Milliarden Euro (Schätzung). 20 Prozent der Friseurbetriebe sind steuerbefreite Kleinstunternehmen mit angeblich nicht mehr als 17.500 Euro Jahresumsatz (Quelle: Marktlücke, 36. Jhrg., 05-2009). Wer’s glaubt, wird selig!

Politik und Verband
Verbandsspitzen und die Politik klopfen sich gegenseitig auf die Schultern, weil überdurchschnittlich viele Jugendliche im Friseurhandwerk ausgebildet werden. Allerdings ist anzumerken, dass runde 70 Prozent aller Auszubildenden im Friseurhandwerk nach fünf Jahren gar nicht mehr zur Verfügung stehen, weil sie aus dem Beruf ausgeschieden sind. An was liegt das?

Zeitfaktor im Betrieb
Betrachten wir den Zeitfaktor in einem durchschnittlich großen Friseurbetrieb. Der Chef und drei Gesellen und ein oder zwei Auszubildende bilden ein Team. Damit der Chef die Angestellten bezahlen kann und selber Geld zum leben hat, muss tagtäglich rangeklotzt werden. Die Arbeit an den Kunden verhindert aber gleichzeitig die gezielte Grundausbildung der Azubis. Zwar hat mal das eine oder andere Teammitglied zwischendurch Zeit, dem Azubis etwas zu zeigen, aber kontinuierlich läuft da einfach aus Zeitgründen nichts. Die Folge ist, dass die Mehrzahl der jährlich in Deutschland geprüften Friseur- Auszubildenden, als Gesellen den hohen Kundenansprüchen nicht genügen. Die Folge davon: sie scheiden aus dem Beruf aus.

Quantität der Ausbildung
Was haben Politik und der Verband nun davon, dass sich gegenseitig bezüglich der Quantität der Ausbildungsverhältnisse gelobt wird? Nun, für die Politik hat sich die Quote der Ausbildungsverhältnisse erhöht, aber die Friseure haben sich damit keinen Gefallen getan. Je mehr schlecht ausgebildete Friseurinnen und Friseure es gibt, desto mehr arbeitslose Friseure gibt es, desto höher fällt der Umsatz der Schattenwirtschaft aus, beziehungsweise nehmen die steuerbefreiten Kleinunternehmen weiter zu. Das Problem ist hausgemacht!

Qualifizierte Fachkräfte
Ein Auszug aus einer Pressemitteilung des Zentralverbandes des deutschen Friseurhandwerks: „Qualifizierte Fachkräfte sind eine unentbehrliche Ressource für den unternehmerischen Erfolg im Friseurhandwerk. Denn hier werden keine standardisierten Produkte angeboten, sondern kundengerecht individualisierte Dienstleistungen.“
Was heißt das jetzt in der Folge für die Ausbildung? Offensichtlich sollen gut ausgebildete Fachkräfte das Überleben des Friseurgewerbes gewährleisten. Da stellt sich doch die Frage: Warum sorgt man dann nicht für die benötigte Qualität und stellt die Quantität der Ausbildungsverträge in den Vordergrund?

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Peter Gress


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