Samstag, 29. August 2009

Frust mit der Berufsschule

Hier isser wieder, der Frust mit der Ausbildung! Nicht, dass Sie mich falsch verstehen: ich habe keinen Frust mit den jungen Menschen, ich habe Frust mit der Berufsschule.

Für unser internes Gress Friseure-Ausbildungssystem liegt das Hauptproblem bei den Schulzeiten. Die Bedürfnisse unseres Betriebes und die Vorgaben der Schule gehen einfach nicht zusammen. Ein Beispiel: Im Juni 2009 bin ich persönlich in der Berufsschule vorstellig geworden. Ich muss 2009/2010 sieben Azubis im ersten und zweiten Ausbildungsjahr betriebsverträglich in den Klassen unterbringen. Das sah auf den ersten Blick auch schon mal ganz gut aus. Es hat keine paar Tage gedauert, dann wurden die Schulzeiten doch wieder verändert. Hatte ich im vergangenen Schuljahr jeden Freitag vier Auszubildenden in der Schule ist es im neuen Schuljahr wieder dasselbe.

Sie müssen folgendes wissen: unsere Azubis werden trial ausgebildet. Sechs Monate externe Ausbildung bei Keller the school sorgen dafür, dass sie alle hochwertigen Dienstleistungen, inklusive Haarschnitt, Finish und Styling, sofort nach Eintritt in den Salon ausgeführt werden können. Theoretisch!
Natürlich fehlt noch die Erfahrung, aber die Grundlage ist vorhanden. Die Eltern finanzieren die Schule vor, Gress Friseure bezahlt 60 Prozent der Bruttokosten im Laufe der verbleibenden Ausbildungszeit wieder an die Eltern zurück. Das macht im Schnitt rund 3800 Euro pro Azubi, mal sieben liegen wir bei rund 26.000 Euro Verpflichtungen. Logisch, dass sich das auch rechnen muss. Im Durchschnitt sind die Jugendlichen mit Schule, Urlaub, ÜBA,Krankheit durchschnittlich maximal drei Tage pro Woche im Salon. Dort sollen sie nicht nur Stylisten und Mastern zuarbeiten, sondern auch selber einen Kundenstamm aufbauen. Dafür bleibt bloß nicht mehr viel Zeit, denn der Umsatz des Unternehmens und die Begeisterung der Azubis darf darunter nicht leiden, er soll ja über diesen Weg wachsen. Und das System soll dafür sorgen, dass wir selber qualifizierten Nachwuchs "produzieren".

Mich ärgert es, wenn die Berufsschule immer mehr meiner Ausbildungszeit weg nimmt. Wenn ich eine Realschülerin einstelle, verkürzt sie auf zweieinhalb Jahre, wenn ich gar einen Gymnasiasten qualifizieren will, ist der meist nach zwei Jahren schon durch die Ausbildung gerast. Soll ich diese qualifizierte Gruppe künftig bei meinen Planungen außen vor lassen? Das kann ich gar nicht, denn die Hauptschule als Lieferant der Mehrzahl unserer Azubis wird in den nächsten Jahren stark austrocknen. Das ist nicht nur ein soziales und gesellschaftliches, sondern auch ein ernst zu nehmendes wirtschaftliches Problem für Handwerksbetriebe. Gress Friseure bleibt nichts anderes übrig, als die Ausbildungszeitverkürzungen nicht mehr zuzulassen. Das wird der neuen Azubi-Generation zwar nicht schmecken, aber das wirtschaftliche Interesse des Unternehmens hat Vorrang.

Willkommen bei TalentBooster!

Konstruktive Feedbacks werden gerne gehört.

Peter Gress


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